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Ausflug nach Potsdam


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[Mo, 10. Juli 2006]

Freiheit und Abenteuer sind passé, ab nun ist Kultur angesagt. Nach dem Frühstück, für das ich uns in dem kleinen Laden auf dem Campingplatz mit Brötchen, echter Butter und Nutella versorge, kaufen wir uns in der Rezeption eine Tageskarte für den hiesigen Nahverkehr und fahren mit dem nächsten Bus nach Potsdam. Zuvor kriegen die Ameisen durch den Einsatz chemischer Kampfstoffe aus dem Waffenarsenal der Campingplatzverwaltung den Garaus gemacht. Während der Busfahrt hat Kordula Zeit und Langeweile genug, um sich den Stempel auf der Fahrkarte genauer anzusehen — XXVI 06 ist darauf zu lesen — und festzustellen, dass dies nicht dem tagesaktuellen Datum entspricht. Die Busfahrerin, die sie darauf anspricht, stellt ebenfalls fest, dass heute nicht der 26. Juni ist, folgert daraus messerscharf, dass der Entwerter falsch eingestellt ist, und verspricht uns, uns in Potsdam in die Ticketverkaufstelle zu begleiten, damit wir mit den Tickets keinen Ärger bekommen. Also fahren wir bis zum Hauptbahnhof mit und stapfen hinter der Busfahrerin in die Verkaufsstelle. Die Frau hinter dem Schalter, betrachtet das Ticket, runzelt kurz die Stirn, und fragt, wo denn nun das Problem läge, 26. Woche des Jahres 2006, sei doch richtig, woraufhin unsere Busfahrerin mit errötendem Gesicht verbreitet, sie habe sich in der Woche vertan und gedacht, wir hätten erst die 25.

Nach diesem kleinen Zwischenfall können wir unsere Potsdam-Besichtigung beginnen. Über die langgestreckte Brücke latschen wir zurück in die Innenstadt und begutachten erst einmal das Innere der Nikolai-Kirche. Ein paar Tafeln gegenüber des Hauptportals informieren uns über die Pläne, der Stadt, das alte Stadtschloss an dieser Stelle wieder zu errichten. "Die Schulen verwahrlosen, doch wir bauen Schlösser" hat jemand mit schwarzem Stift darüber geschrieben.

Wir ziehen weiter, statten der Post einen Besuch ab, wo wir uns mit Barem versorgen und tauchen in den Trubel der Fußgängerzone ein. Das Holländische Viertel mit seinen Kunsthandwerk- und Kitschläden weckt Kordulas Entdeckergeist und macht aus meinen Beinen Bleiklötze. In einem thailändischen Schnell-Restaurant, wo man schön draußen an der Straße sitzt, füllen wir dann unsere Akkus und Bäuche wieder etwas auf.

Dann geht es zur Schlösserbesichtigung. Zu Fuß erreichen wir den gigantischen Park, in dem unter anderem Sansouci liegt. Doch zunächst liege ich, und zwar im Gras. Das heiße Wetter laugt mich vollkommen aus. Sansouci erweist sich leider als an diesem Tag nicht zugänglich. Eine Gemeinsamkeit, die es sich mit sämtlichen anderen Potsdamer Schlössern teilt, wie uns unser Reiseführer verrät. Wir werden heute also etliches an Eintrittsgeldern sparen, und das lässt sich ja auch anderweitig gut investieren. Ebenfalls in dem Park finden wir das Drachenhaus, eine weitere architektonische Besonderheit, die der Bauwut der hiesigen Fürsten entsprungen ist. Dort befindet sich ein nettes kleines Café, in dem wir einen etwas überteuerten Eiscafé bekommen.

Die Rückkehr ins Stadtzentrum können wir dank unserer schweren Beine dann nur noch mit Hilfe des Busses bewältigen, auch wenn wir eine ganze Weile auf ihn warten müssen. Immerhin kommen wir während des Wartens noch an ein gemeinsames Foto von uns, zu dem wir ein anderes Touristenpärchen nötigen können. In der Innenstadt können wir uns dann auch nicht mehr zu größeren Unternehmungen aufraffen, und so treten wir die Rückfahrt an. In Werder angekommen, fahren wir noch eine Station weiter und marschieren zum nahe gelegenen Einkaufszentrum. Kordula hat in diesem Urlaub noch nicht gegrillt, und heute ist der Tag, an dem es passieren muss. Also decken wir uns mit einem Einweggrill, Bauchfleisch am Spieß, Hackepeter, Maiskolben, Paprika und Bier ein. Danach zaubern wir ein wenig Ruhrpott-Atmosphäre auf die Veranda unseres Bungalows. In aller Gemütsruhe grillen und verputzen wir eine Leckerei nach der anderen. Doch der Höhepunkt des Tages steht uns noch bevor. Als wir am späten Abend mit vollgeschlagenen Bäuchen den Badestrand unseres Campingplatzes aufsuchen und uns auf einer der beiden Bänke niederlassen, werden wir mit einer traumhaften Szenerie belohnt, für die der tiefstehende volle Mond sorgt, indem er den Glindower See in ein zauberhaftes Licht taucht.

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