Die Nacht war etwas unruhig. Irgendein Tier — eine Maus? — hat sich an der Unterseite des Zelts
zu schaffen gemacht und uns eine ganze Zeit lang vom Einschlafen abgehalten. Das allein ist aber nicht der
Grund, dass wir heute etwas später aus den Schlafsäcken herauskommen. Es dauert bis nach 11.00 Uhr, ehe wir
gefrühstückt, unsere Sachen gepackt haben und wieder auf dem Wasser sind, wo ich mich heute schlapper fühle
als die Tage zuvor.
Doch weit kommen wir eh nicht. Wir verlassen den Hugn durch seinen südlichen Ausfluss und
gelangen in den See Ränken, den wir schon kurz darauf wieder verlassen, um in den Norvälven, einen Fluss,
abzubiegen. Dort erwartet uns nach wenigen Paddelschlägen der nächste
Landtransport,
der uns 1,3 km über einen
Feldweg und eine für schwedische Verhältnisse stark befahrene Straße führt. In dem kleinen See
Askersjön,
dessen an sich idyllisches Erscheinungsbild durch eine Fabrik an seinem Südostende beeinträchtigt wird, booten
wir wieder ein. Dort geht erreichen wir nach kurzer Paddelei die nächste
Austiegsstelle,
von wo es einen weiteren Kilometer zu Fuß durch Armotsfors hindurchgeht.
An der
Einbootstelle zum Nysockensjön
lassen wir Kanu, Gepäck und Ausrüstung erst einmal zurück, um den
Lebensmittelladen
im Ortszentrum aufzuspüren und zu plündern — stark beeinflusst von dem Umstand, dass unsere Vorräte an deutschem
Brot, Marzipan-Kirsch-Kuchen und Müsli-Riegel inzwischen stark zur Neige gehen. Nachdem sich der Himmel am Morgen zunächst
etwas zugezogen hat, sticht nun die Sonne wieder erbarmungslos vom Himmel. Nach einer kurzen Pause an der Einbootstelle
stechen wir kurz nach 15.30 Uhr wieder in See, um nach etwa 1,5 km auf einer
kleinen Insel
zu landen.
Eigentlich wollen wir hier nur eine weitere Pause für unser heute sehr spätes Mittagessen — Curry Chicken —
einlegen. Aber nach einem kleinen Inselrundgang steht fest, dass wir hier nicht mehr weg wollen. Am Südufer der Insel finden
wir einen kleinen Sandstrand — ideal um Ronja dort zu entladen und für die Nacht zur Ruhe zu betten —, am Westufer
eine traumhafte Bade- und Essens-Terasse aus natürlichem Felsen und im Inselinneren eine Feuerstelle mit provisorischer
Sitzbank und viel Platz für unser Zelt. Was liegt also näher, als den Rest des Tages hier zu genießen. So verbringen wir
viel Zeit auf unserer Badeterasse. Draußen auf dem See dümpelt wieder eines dieser Hausboote, wie wir eines schon am ersten
Abend unserer Tour auf dem Tannsjön gesehen haben. Die vielköpfige Besatzung scheint eine Party zu feiern. Ab und zu umkurven
sie das Hausboot mit einem Motorboot und setzen damit einen Kontrapunkt zur Idylle der Umgebung.
Am späten Abend überrede ich Kordula dazu, noch einmal aufs Wasser hinaus zu paddeln und unsere Insel in Ronja zu
umrunden. Im Schein des zu drei Vierteln vollen Mondes, der sich in seiner flachen Bahn kaum über die Wipfel der Bäume
am Südufer des Sees hebt, schweben wir über eine makellos glatte Wasseroberfläche und beschließen diesen Tag
auf diese Weise mit einem wunderschönen Erlebnis.